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Workshop zum Thema Adoptionsgeschichte in Hünfeld. Anmeldung bis 2. März.

Bilder anschauen, Geschichten erzählen, gemeinsam lachen – schon früh und spielerisch kann das Thema Adoption in den Familien zur Sprache kommen. Foto: @Syda Productions ¬–stock.adobe.com

Adoption: Die eigene Geschichte muss zur Sprache kommen

HÜNFELD. „Adoption in Worte fassen“ lautet der Titel eines Themenabends der Gemeinsamen Adoptionsvermittlungsstelle des Landkreises und der Stadt Fulda sowie der Landkreise Hersfeld-Rotenburg und Vogelsberg. Im Bonifatiuskloster Hünfeld geht es am 8. März ab 19 Uhr um die Frage: Wie gelingt es, Adoptivkindern zum richtigen Zeitpunkt und mit den richtigen Worten ihre persönliche Geschichte zu erzählen? Anmeldungen sind bis zum 2. März möglich.

„Adoption in Worte fassen“ ist auch der Titel des autobiografischen Buches einer Adoptivmutter, die unter dem Pseudonym Lena Schröder ihre eigene Familiengeschichte aufgeschrieben hat. Ihre privaten Erfahrungen und ihre berufliche Kenntnis in der psychosozialen Beratung verknüpft sie in einem Workshop. Diesen beginnt sie mit einer Lesung aus ihrem Buch, im Anschluss werden Schwerpunktthemen aufgegriffen. Dabei geht es um das richtige Wann und Wie für die Kinder, aber auch um die Gefühle der Adoptiveltern.

Anmeldungen für die Veranstaltung sind erbeten bis zum 2. März unter adoption@landkreis-fulda .de

 

Vier Fragen an Referentin Lena Schröder

Sie sprechen als Adoptivmutter aus Erfahrung. Was oder wer hat Ihnen damals dabei geholfen, die Adoptionsgeschichte Ihrer beiden Kinder in Worte zu fassen?

Lena Schröder: Das Jugendamt hat uns von Anfang an gesagt, dass es wichtig ist, offen über die Adoption zu sprechen. Dann las ich von Irmela Wiemann ein Buch. Sie schreibt in allen Büchern, dass es wichtig ist, früh, wenn die Kinder noch sehr klein sind, damit anzufangen. Ich setzte mich also hin und versuchte, mit einfachen Worten und Zeichnungen unsere Geschichte – es waren nur fünf Seiten mit sieben Sätzen – zu formulieren. Damit ging ich zum Jugendamt und fragte nach, ob das so in Ordnung sei. Die Rückmeldung war sehr positiv, und wir wurden ermuntert, so weiter zu machen und die Geschichte Schritt für Schritt wachsen zu lassen.

Vermutlich gibt es nicht den einzig wahren und richtigen Zeitpunkt, um das Thema Adoption anzusprechen? Welchen hilfreichen Hinweis dazu können Sie Eltern geben?

Lena Schröder: Je früher desto besser. Bei unserem zweiten Kind habe ich mit dem Erzählen schon auf dem Wickeltisch angefangen. Ich habe einfach drauf los erzählt, wissend, dass das Kind die Worte nicht versteht. Dabei habe ich immer wieder betont, wie dankbar wir Eltern sind, dass wir mit unserem Kind zueinander gefunden haben.
Wenn Kinder nicht als Säuglinge  in die Adoptiv- oder Pflegefamilie kommen, und schon älter sind, sollte man behutsam sein und die Worte auf den Entwicklungsstand des Kindes anpassen. Wir sollten einen geschützten und ruhigen Zeitraum für das Erzählen finden. Später, wenn alle mit der Adoption „vertraut“ sind, kann die Adoptionsthematik auch immer mal wieder zwischendurch, sogar mit einer gewissen Leichtigkeit, einfließen.

Können Sie in Stichworten skizzieren, welche Gefahren es birgt, wenn Eltern ihr Adoptivkind im Glauben lassen, es sei ihr leibliches Kind?

Lena Schröder: Das problematischste ist wahrscheinlich das Vertrauen zu den Adoptiveltern, die ja eine besondere Verbindung zu den Kindern darstellen. Der Vertrauensbruch beginnt nicht erst mit dem Moment, in dem die ganze Geschichte plötzlich herauskommt, sondern schon viel früher. Kinder spüren ja sehr sensibel, wenn irgendetwas nicht stimmig ist und haben feine Antennen für Geheimnisse. Aber es wird auch die große Chance verpasst, dass das Kind frühzeitig mit seiner Geschichte aufwächst und sie als Teil der eigenen Identität begreift. Durch die Geheimhaltung kommt es automatisch zu einer Wertung, die das Kind möglicherweise auf sich selbst übertragen kann. Vereinfacht in etwa so: „Man hat mir meine Geschichte nicht erzählt, weil sie nicht ok ist. Ich bin nicht ok.“ Das sollte unbedingt vermieden werden.

Was sind Ihrer Erfahrung nach die wesentlichen Hürden für Eltern, die mitunter die notwendige Offenheit blockieren?

Lena Schröder: Es ist nicht immer leicht die richtigen Worte für etwas Schweres zu finden, und Eltern haben verständlicherweise oft Angst etwas falsch zu machen. Man braucht deshalb auch ein bisschen Mut und das Bewusstsein, dass Fehler dazu gehören. Aber wir sind ja nicht allein in dem Prozess des Erzählens. Wir können und sollten uns Hilfe zum Beispiel beim Jugendamt holen, ganz besonders wenn die Geschichte sehr schwer ist.
Eine weitere große Hürde ist oftmals, dass Eltern die Geschichte, etwa die eigene leibliche Kinderlosigkeit oder auch die Situation der Herkunftsfamilie nicht akzeptieren oder nicht wirklich annehmen. Auch deshalb ist die Zusammenarbeit mit den Jugendämtern so wichtig. Man kann die notwendige Akzeptanz und Offenheit lernen. Wir Eltern wachsen schließlich ebenso wie das Kind in die ganze Familiengeschichte hinein, und dazu gehört auch, dass es Wissenslücken gibt. Denken wir nur an die Kinder, die in eine Babyklappe gelegt wurden. Mit der Zeit wird dann alles runder und stimmiger obwohl eine Adoptionsgeschichte immer Ecken und Kanten hat.
Mit unserer Kraft können unsere Kinder lernen, auch mit sehr schweren Geschichten umzugehen. Unsere bedingungslose Liebe und Annahme ist das Wichtigste für unsere Kinder.

Zur Person:

Lena Schröder hat unter diesem Pseudonym ihre eigenen Erfahrungen als Adoptivmutter von inzwischen erwachsenen Kindern aufgeschrieben. Sie berichtet ebenfalls über Kontakte mit Jugendämtern und anderen Adoptiveltern und möchte damit Adoptiveltern konkrete Hilfen für den Adoptionsalltag vermitteln.
Lena Schröder ist in der psychosozialen Beratung tätig und arbeitet im Bereich der Entwicklungspsychologie.

 

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