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45 Jahre Volkshochschule: Adolf und Agnes Trott erzählen aus einem Leben voller Kurse und Geselligkeit

Agnes und Adolf Trott können jede Menge aus 45 Jahren vhs erzählen – und sie haben es auch in den Dorfchroniken von Nüsttal und Hofaschenbach niedergeschrieben. Foto: Leoni Rehnert

„Är hott de Lüüt vom Fernseh forttgeresse“

NÜSTTAL-HOFASCHENBACH, 05.09.2019 – 100 Jahre alt wird die vhs des Landkreises Fulda. Fast die Hälfte davon, unglaubliche 45 Jahre, haben Adolf und Agnes Trott nicht nur miterlebt, sondern aktiv gestaltet. Die beiden können eine Fülle von Geschichten dazu erzählen, vieles ist in Fotoalben festgehalten – und sogar auf einer DVD zu sehen: das mehrstündige Programm des Kulturabends 1997 zum 25. Jubiläum der Nüsttaler vhs-Zweigstelle, deren Leiter der heute 83-Jährige bis zum vergangenen Jahr gewesen ist.

 

Eigentlich muss man sich im Zuhause der Trotts nur umschauen – und man wird jede Menge vhs entdecken. Kaum ein Raum, der nicht von kunstvollen Bildern und kreativen Werkstücken geschmückt ist. Allesamt Ergebnisse der vielen vhs-Kurse, die Agnes Trott im Lauf der Jahre besucht hat. „Töpfern, Blumenstecken, Aquarellmalerei, Ölmalerei, Scherenschnitt, Schnitzen, Bauernmalerei  und Kalligrafie“, zählt sie auf und ergänzt: „Aber natürlich auch Back- und Kochkurse, Englisch und Gymnastik. Manchmal war ich nur freitags abends daheim“, amüsiert sie sich. Kein Zweifel: Während Adolf Trott leidenschaftlich und stets offen für neue Lerninhalte die vhs-Idee in Nüsttal vorantrieb, war seine Frau Agnes sozusagen seine beste Kundin. 

„Damals war das eine wunderbare Sache“, sagt die heute 80-Jährige. „Es war ja meist so, dass die Frauen zu dieser Zeit nach dem ersten Kind zu Hause blieben. Die Kurse der vhs waren nicht nur eine tolle Gelegenheit, etwas Neues zu lernen – Steno und  Buchführung, – sie förderten ganz einfach die Geselligkeit. Wie oft sind wir danach noch zusammen essen gegangen. Das war wirklich sehr schön.“ 

„Mengen-  und Steuerlehre waren so die ersten Kursthemen“, erinnert sich Adolf Trott „Kurse, mit denen man sich auch beruflich weiterbilden konnte, waren sehr gefragt. Ende der 70er/Anfang der 80er kam mehr und mehr das Kreative dazu. Generell erlebte die vhs damals einen richtigen Boom. Manchmal hatten wir 80 Kurse pro Jahr.“ Lust auf vielfältige Bildung gepaart mit dem wachsenden Bedürfnis, etwas für sich zu tun, kreativ zu sein, ein Instrument zu lernen, eine Handwerkskunst  oder das Tanzen – in gewisser Weise spiegelt das vhs-Angebot wider, wie sich die Gesellschaft veränderte. Ablesbar ist das beispielsweise auch an dem großen Erfolg der vhs-Musikschule, die laut Adolf Trott zeitweise 100 Kinder und Jugendliche in Nüsttal unterrichtete. Auch das gab der Dorfentwicklung enorme Impulse. Aus den Kursen gründete sich beispielsweise der Musikkreis Nüsttal mit Bläser- und Instrumentalgruppen und die Musikkapelle. Motor dafür war gewiss der Zweigstellenleiter, ein begabter Orgelspieler, der auch andere Instrumente wie Violine, Klarinette und Klavier beherrscht.

Die vhs war auch Katalysator für Vereinsgründungen, etwa die Rock’n‘Roll-Gruppe, die Volkstanzgruppe Nässetaler  und die Akkordeongruppe, der Musikverein und der Tennisverein. 

„Är hott de Lüüt vom Fernseh forttgeresse, dosse jo dee Kurse nett verbasse“, heißt es im Mundart-Sketch aus der Jubiläumsfeier 1997 über Adolf Trott – ein großes Lob der Dorfgemeinschaft. Jetzt ist Adolf Trott im vhs-Ruhestand,  aber die Idee des lebenslangen Lernens ist noch immer auch seine. Dass die vhs längst auch Kurse gibt, die man online verfolgen kann, findet er toll – vor allem für die Älteren. Aber die zunehmende Digitalisierung des Alltags, die Auswirkungen auf Kommunikation und Zusammenleben, das sehen die Trotts mit gewisser Sorge. „Vielleicht brauchen wir einmal vhs-Kurse, die einem beibringen, dass die Menschen sich in der Digitalisierung nicht verlieren“, sagt Adolf Trott.

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