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200.000 Euro für die Sanierung von vier Reichbahnwaggons, die als Ursprung als Siedlung gelten / Ein Kulturdenkmal nationaler Bedeutung

Vor der Waggonia (von links): Peter Sichau, Schreinermeister und Restaurator Thom Hein, Elisabeth Mollenhauer-Klüber, Steffen Borzner vom Vorstand der Stiftung, Ursula Grupp, Walter Lübcke, Holger Petri, Frederik Schmitt, Timo Zentgraf, Eric Seng, Hans Dohm, Gerda Schmitt und Markus Meysner. Foto: Leoni Rehnert

Das Herzstück von Loheland wird jetzt wachgeküsst

LOHELAND, 05.03.2018 – Kaum eine Schönheit dürfte hierzulande unbekannter, versteckter und mystischer sein als die antroposophische Siedlung Loheland. Und wer jetzt einwendet: „Ach was, das kennt man doch. Dort ist eine Waldorfschule“, der wird mit großer Wahrscheinlichkeit dennoch kaum etwas über die Seele dieses  45 Hektar großen grünen  Fleckens  oberhalb von Dirlos wissen.  Um das Fundament  dieses  –  früher auch Tänzerinnenkloster und Amazonenstaat genannten – Ortes  zu beleben und den Geist des Ursprungs wachzuhalten, gab es jetzt 200.000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und Lotto Hessen – zur großen Freude vieler geladener Gäste und Freunde von Loheland.

Vor 99 Jahren begründeten dort Hedwig von Rohden und Louise Langgaard ein Frauenprojekt der Moderne, ein geistig-kreatives Zentrum, eine Gemeinschaft innerer Bindung und Freiheit gleichermaßen.  Hier siedelten  die beiden charismatischen Frauen die Loheland-Schule für Gymnastik, Landbau und Handwerk an. Und sie schufen damit 1919 ein kollektives Lebensmodell  und einen Ort, der heute ein „Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung ist“, wie es Eric Seng, Ministerialdirigent im Ministerium für Wissenschaft und Kunst bei seinem Besuch genannt hat.

Anlass der zahlreichen Gäste, gerade jetzt Loheland aufzusuchen,  war ein dicker Scheck, mit dem das Herzstück wachgeküsst werden soll, das  Waggonia heißt und in der Tat aus vier Eisenbahnwaggons der preußischen Reichsbahn besteht. Man hatte schier ein Bild vor Augen, wie 1926 die vier großen ausrangierten Waggons auf Lastwagen von Berlin nach Loheland gebracht wurden, so anschaulich berichtete aus dieser Zeit Elisabeth Mollenhauer-Klüber, die das  Archiv der Loheland-Stiftung betreut und es quasi verkörpert.
Von Rohden und Langgaard, die aus Kassel gekommen waren, hatten  damals das 45 Hektar große Gelände gekauft, um ihre Schule aufzubauen,  in Gemeinschaft zu leben und überdies die Mittel zu verdienen, um all das zu finanzieren. Die Waggons wurden auf  Sandsteinfundamente gesetzt und eingehaust, um sie als Wohn- und Arbeitsstätten zu nutzen. Tatsächlich gebar dieser Plan ein kreatives Zentrum der Siedlung: Hier war eine Lederwerkstatt, eine Schneiderei , hier lebte und arbeitete die Musikerin und  Komponistin Thea von Heinleth , und der vierte Waggon beherbergte  die kunsthistorisch bedeutsame Lichtbildwerkstatt Loheland.  Den Gründerinnen gelang zweierlei: Die Loheland-Produkte waren schnörkellos und gefragt,  in den 1920er Jahren auf allen großen Messen vertreten,  und sie brachten Geld in die Kasse. Kreativ  waren die Loheländerinnen nicht nur im Kunsthandwerk, sondern auch in der Auswahl ihrer Tätigkeiten:  Die kurioseste Idee dürfte die vegetarische Doggenzucht gewesen sein, mit der sie wahrhaft erfolgreich wurden: Sogar der damalige Bürgermeister von New York erwarb eins dieser Tiere.

Diese geschichtsträchtigen Waggons werden nun unter der Regie des Architekten Peter Sichau sozusagen aufgearbeitet, der dabei stets den Geist der gesamten Anlage in den Blick nimmt. „Es geht darum die Begeisterung wachzuhalten und  diesen Ort wieder zum Impulsgeber  für gesellschaftliche Entwicklungen zu machen“, beschreibt er.

Die Begeisterung der Gäste brach sich nach dem Durchstreifen der Waggonia bei der Scheckübergabe durch Hans Dohm (Stiftung Denkmalschutz) und Holger Petri (Lotto Hessen)  im warmen Wiesenhaus  noch einmal Bahn:  Von allen gab es herzlichen Dank an die Macherinnen Ursula Grupp, Geschäftsführerin der Loheland-Stiftung, und Elisabeth Mollenhauer-Klüber, die sich ihrerseits über das Lob und die Spende freuten. Erster Kreisbeigeordneter Frederik Schmitt bezeichnete das Kulturdenkmal Waggonia als das Herz Lohelands, das auch den Mut der Pionierinnen dieser Frauenbewegung verkörpere. „Wir stehen heute noch auf den Schultern dieser mutigen Frauen. Ohne sie wären viele Schritte in der Gleichberechtigung so wohl nicht möglich gewesen“, sagte er.

Lob und Anerkennung gab es auch von Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke, MdL Markus Meysner und Künzells Bürgermeister Timo Zentgraf. Sie alle nannten das Geld gut angelegt und versprachen Unterstützung.

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