POINT ALPHA. Eine Jury aus dem Wartburgkreis und dem Landkreis Fulda hat in einer Jurysitzung die Gewinner des Fotowettbewerbs zu 30 Jahren Grenzöffnung gekürt. Die Fotos von Michael Schön, Gabi Hamm, Ernst Krieg und Udo Heilwagen werden als Sieger des Wettbewerbs vom 23. bis 25. August auf Point Alpha ausgestellt.
Vor 30 Jahren wurde die innerdeutsche Grenze geöffnet. Der Wartburgkreis und der Landkreis Fulda nehmen dieses ganz besondere Jubiläum zum Anlass, um vom 23. bis 25. August im US Camp auf Point Alpha eine große grenzübergreifende Kirmes zu veranstalten. Für das Fest hatten die Kreise zudem einen Fotowettbewerb zu den Kirmestraditionen in den beiden Landkreisen aufgerufen.
Eine Jury hat nun die Gewinner des Wettbewerbs gekürt: Michael Schön aus Mackenzell, Gabi Hamm aus Lauchröden, Ernst Krieg aus Großentaft und Udo Heilwagen aus Nazza sind die vier Gewinner des Fotowettbewerbs. Die geschichtsträchtigen Fotos werden dann im Großformat am Festwochenende im Festzelt ausgestellt, wo sie einen zentralen Punkt einnehmen werden.
Aber auch die Bilder der anderen Teilnehmer werden im US-Camp ausgestellt. Die Jurymitglieder waren sich einig, dass alle Fotos eine spannende, bewegende und wichtige Geschichte erzählen, weshalb sie auch am Festwochenende ihren Platz finden und gewürdigt werden sollen.
Zu den Fotos:
Michael Schön: Das Foto ist 1990 in Mackenzell aufgenommen worden, als – wie in all den Jahren schon zuvor – der Baum von den Kirmesburschen selbst aus dem Wald geholt worden ist. „Wenn dieser – wie auf dem Bild zu sehen – mal in den Graben fällt, dann muss er eben mit Manneskraft wieder hochgehoben werden“, schreibt Michael Schön. Der Baum war und ist schon immer der ganze Stolz einer jeden Kirmesgruppe.
Gabi Hamm: Obwohl die Grenze geschlossen war, wurde die Kirmestradition in Lauchröden weitergeführt. Typisch für die Lauchröder Kirmes ist der Strohmann. Dieser läuft am Kirmesmontag durch den Ort und verfolgt die Kinder. Um auch wirklich alle Kinder zu erreichen, bringen seine Fänger (verkleidete Jungen und Mädchen der Kirmesgesellschaft) ihm die Kinder. Sie werden dann – je nachdem wie artig sie waren – mehr oder weniger grob mit Stroh abgerieben. Der Strohmann wird von dem „Bärenführer“ an einer Kette durchs Dorf geführt. Wenn der Strohmann seinen Rundgang beendet hat, dann wird eine an den Strohmann erinnernde Strohpuppe verbrannt. „Das ist unsere Kirmesbeerdigung. Mit der Puppe wird sozusagen die Kirmes verbrannt. Die Kirmesgesellschaft beklagt am Feuer das Ende der Kirmes“, schreibt Gabi Hamm, die das Foto aus 1924 eingereicht hat.
Ernst Krieg: In den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg wurde die Kirmes von der Kolpingfamilie Großentaft veranstaltet. Die Kirmes 1960 war eine der ersten Veranstaltungen im Ort. Die Kirmesgesellschaft bestand damals aus sieben Kirmesburschen – Kirmesmädchen waren zu dieser Zeit noch nicht dabei. Zur Vorbereitung gehörte das Aufstellen eines Kirmesbaumes, der von den Burschen vorbereitet und von Hand mit Stangen – ohne maschinelle Hilfe – aufgerichtet wurde. Nach einem Gottesdienst ging es dann gemeinsam mit Pfarrer, Bürgermeister und der Gemeinde – sowie mit dem frisch gebackenen Zwiebelsploatz – ins Gasthaus. Dort fand dann schließlich die Feier statt.
Udo Heilwagen: In Nazza gibt es keinen Kirmesbaum. Dafür wird ein Umzug auf Pferden mit Husaren in Uniform, Platzmeistern, Fahnenträgern und -begleitern sowie allen anderen Kirmesburschen veranstaltet. „Was dabei nicht fehlen darf ist ein Wettreiten auf einer Wiese“, schreibt Udo Heilwagen, der das Foto aus dem Jahr 1990 eingesendet hat. Besonders wichtig und geschichtsträchtig ist aber auch immer die Morgenrede, die einer der Husaren offiziell vorträgt. Die Morgenrede aus dem Jahr 1990 war von besonderer Bedeutung: „Geeint ist nun das deutsche Vaterland, nach 40 Jahren hinter vorgehalt’ner Hand, kann jeder heute seine Meinung sagen, ohne Angst und Furcht mit sich zu tragen“, heißt es unter anderem in der Rede.