HOFBIEBER-NIEDERBIEBER, 30.05.2018 - „Da müsste es schon hageln, dass wir nicht rausgehen“, meint Gabriele Reinhard. Die Tagesmutter aus Niederbieber ist mit ihren Tageskindern nach Möglichkeit jeden Tag, bei Wind und Wetter unterwegs.
Matschhose und Gummistiefel gehören zur Standardausrüstung von Amelie (2) und Morino (2). Dreckig werden ist in Niederbieber nämlich nicht nur erlaubt, sondern sogar ausdrücklich erwünscht. Denn in Regenpfützen, auf matschigen Feldwegen, zwischen Bäumen und Sträuchern, im Wald, auf blühenden Wiesen und im Garten der Tagesmutter lässt sich die Welt mit allen Sinnen und im Zyklus der Jahreszeiten entdecken.
Diese Schätze des Landlebens, die kostenfrei zu haben sind, macht sich Gabriele Reinhard bei ihrer Arbeit gern zu nutze. Erst vor wenigen Wochen hat sie mit den Kindern ihr Gewächshaus bepflanzt. Dort wachsen nun Tomaten, Gurken und zwei verschiedene Sorten Salat. Im Hochbeet kann man Kräuter und Erdbeerpflanzen bewundern.
Damit alles gut gedeihen kann, sorgen Amelie und Morino mit ihren Gießkännchen für die angemessene Bodenfeuchtigkeit. Täglich wird geschaut, ob die Pflanzen gewachsen oder vielleicht sogar schon reif zur Ernte sind. „Mir ist es wichtig, dass die Kinder verstehen, dass Lebensmittel nicht nur im Geschäft liegen, sondern dass man selbst dafür sorgen kann“, erzählt die Tagesmutter. „Wenn es soweit ist, werden wir das Angepflanzte gemeinsam ernten, zubereiten und probieren.“
Monika Brehler, die in Hofbieber als Tagesmutter tätig ist, hat zwar kein Gewächshaus - dafür aber 650 Quadratmeter grüne Wiese. Hin und wieder trauen sich sogar Weinbergschnecken aus dem Gebüsch. Auch Schaukeln und Sandkasten haben ihren Platz auf dem Grundstück. Für Monika Brehler zählen nicht nur die Natur, gute Luft und Bewegungsspielräume zu den Vorzügen der Kindertagespflege. Für die 43-Jährige sind insbesondere die kurzen Wege ein Pluspunkt der familiennahen Kinderbetreuung auf dem Land.
Tatsächlich haben es Lilly (1), Jule (2) und Charlotte (2) nicht weit zu ihrer Tagesmutter. Eigentlich leben sie Tür an Tür mit Moni. Denn alle Kinder kommen aus Hofbieber. Meistens kommen die Kinder zu ihr, wenn sie ein Jahr alt geworden sind. „Die Eingewöhnung ist eigentlich unkompliziert, weil die Kinder mich schon kennen“, erzählt die Tagesmutter. Dass Kinder und Eltern schnell eine Beziehung zu ihr aufbauen, dürfte nicht zuletzt an dem kontaktfreudigen und kommunikativen Wesen von Monika Brehler liegen.
„Einmal im Monat treffen sich vier bis sechs Mütter aus der Nachbarschaft mit ihren Kindern bei mir. Wir trinken Kaffee, unterhalten uns und die Kinder spielen miteinander“, berichtet die 43-Jährige. So würden das Kennenlernen und der Aufbau von Vertrauen spielerisch und quasi nebenbei passieren. Leonard, dem Sohn von Nathalie Maul, hat es jedenfalls so gut gefallen, „dass ich ihn hier lassen musste“, erinnert sich die Mama. Und auch Tochter Freya, die gerade vier Monate alt geworden ist, wird mit einem Jahr wohl ebenfalls zur Moni gehen.
Gabriele Reinhard, die den Beruf der pharmazeutisch kaufmännischen Assistentin erlernt hat, und Monika Brehler, die technische Zeichnerin ist, haben vor zehn Jahren die Qualifikation zur Kindertagespflegeperson über die Fachstelle Kindertagespflege beim Landkreis Fulda absolviert. Die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Freude an der Arbeit mit Kindern haben damals den Ausschlag für die berufliche Neuorientierung der Frauen gegeben.
Bis heute macht den beiden, die sich im Rahmen ihrer Arbeit auch miteinander vernetzt haben, die Tätigkeit als Tagesmutter Spaß. „Ich kann mir vorstellen, das bis zur Rente zu machen“, sagt Monika Brehler. Ob es für Gabriele Reinhard bis zum Ruhestand weitergehen wird, weiß die 49-Jährige heute noch nicht, aber sie sagt: „Die Arbeit mit den Kindern hält mich jung und es ist einfach schön, zur Entwicklung der Kinder beitragen zu können.“