HOFBIEBER, 25.01.2018 - Im Gasthof Sondergeld in Hofbieber lassen es sich die Gäste gerne bei einem kühlen Schoppen gutgehen – und das in historischen Gemäuern. Bereits seit 290 Jahren besteht das Haus im Ortsmittelpunkt. Familie Sondergeld steht nunmehr in vierter Generation am Zapfhahn.
Marlies Käshammer, geborene Sondergeld, ist die Chefin des Hauses: „In diesem Jahr feiern mein Mann und ich tatsächlich Jubiläum“, erzählt sie mit einem Lachen und ein bisschen ungläubig, dass es jetzt schon so viele Jahre sind. Denn vor 30 Jahren hat sie gemeinsam mit ihrem Ehemann den Gasthof von ihrem Vater übernommen. Dass es einmal so kommen würde, war keineswegs vorgezeichnet. Die Wirtin ist zwar – wie ihr Ehemann Guido – gelernte Köchin und somit vom Fach, doch sie ist auch eines von insgesamt acht Kindern ihrer Eltern. Als sie ihren jetzigen Ehemann während der Arbeit im Schwarzwald kennengelernt hatte, beschlossen sie, gemeinsam eine Gastwirtschaft pachten zu wollen. „Auf der Suche nach einem geeigneten Objekt wurden wir von meiner Tante und meinem Onkel begleitet. Doch wie gut die Häuser auch waren, in ihren Augen war keines gut genug“, blickt sie mit einem Schmunzeln zurück. So wurden sie sanft in Marlies Käshammers Elternhaus in Hofbieber gelotst – eine Gaststätte mit langer Tradition.
Denn der Gasthof Sondergeld wurde 1728 erbaut und war, so weiß es die Hofbieberer Chronik, fortan bekannt als „das Schlund und Zechhaus von den Rittern der Werra und Rhön“. 1736 sicherte ein Erlass von Adolf von Dalberg der Wirtschaft als einziger in einem weiten Umkreis das Schankrecht zu. Später wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts hier auch Bier gebraut. Otto Sondergeld entschloss sich, Anfang der 1970er Jahre die zusätzlich geführte Landwirtschaft aufzugeben und noch ein Restaurant anzubauen. Die jetzige Chefin vergrößerte den Betrieb noch einmal: 1990 wurde das Hotel, das besonders gerne von Motorradfahrern, Golfern und Wanderern auf ihren Touren in die Rhön angesteuert wird, eröffnet.
Auch wenn die 57-jährige Marlies Käshammer die Geschicke des Traditionshauses verantwortet – damit der Laden läuft, braucht es viele Hände. Und da packen fast alle aus der Familie an: Die Brüder und Schwestern ebenso wie die Söhne Otto und Fritz, die sich um die Kellerbar und den Ausschank kümmern; Ehemann Guido kocht und nicht zuletzt unterstützt Mutter Inge auch mit 85 Jahren noch überall da, wo Hilfe gebraucht wird. Vielleicht ist es gerade dieses familiäre Flair, das die zahlreichen Stammgäste besonders zu schätzen wissen – darunter die Karnevalsgesellschaft Ho-Bi-Fa, die nicht nur ihre närrischen Sitzungen im Festsaal Sondergeld veranstaltet, sondern auch runde Geburtstage in „ihrem Wohnzimmer“ feiert, wie sie ihn laut Marlies Käshammer nennt.
Der Schützenverein nutzt die eigene Sport-Schießanlage im Gasthof und gehört sozusagen zum Haus. In der Wirtschaft trifft sich der Frühschoppen nach dem Sonntagsgottesdienst, der Imker-, der Sport- und der Tierschutzverein sowie Gymnastikgruppen und die Feuerwehr. „Und selbst die Dorfjugend kommt zu uns – gerne für ein Schnitzel mit handgeschabten Spätzle, zur Knoblauchwoche und natürlich zum Absacker in unsere Kellerbar“, erzählt die Wirtin. Scheint ganz so, als könnte die Tradition des Gasthofs Sondergeld noch weit in die Zukunft fortgeschrieben werden.