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Nicolette Salmann leitet DRK-Integrations-Projekt am Michaelshof / Initiative „Integration: So machen wir das“

Einmal in der Woche bietet Nicolette Salmann (Mitte) NordicWalking an.

Einmal in der Woche bietet Nicolette Salmann (Mitte) NordicWalking an.

Nicolette Salmann Fotos: Landkreis Fulda/privat

Nicolette Salmann Fotos: Landkreis Fulda/privat

„Wir weinen und wir lachen zusammen“

UNTERBERNHARDS, 12.03.2019 - Nicolette Salmann leitet für das DRK Fulda das Projekt "Z.I.E.L. – Zentrum für Inklusion und Entwicklung des ländlichen Raums" am Michaelshof in Unterbernhards. Mit den Flüchtlingen, die am Michaelshof leben, und Einheimischen aus der Region bastelt, walkt, spielt und plaudert sie. Bei ihrer Arbeit liebt sie den engen Kontakt und die Vertrautheit mit den Bewohnern.

Wenn Nicolette Salmann von ihrer Arbeit erzählt, dann strahlt ihr Gesicht. Seit eineinhalb Jahren leitet sie das Projekt "Z.I.E.L. – Zentrum für Inklusion und Entwicklung des ländlichen Raums" des Deutschen Roten Kreuzes Fulda am Michaelshof in Unterbernhards.

Zum DRK in Fulda ist Salmann im Jahr 2015 gekommen. Als damals viele Flüchtlinge in den Landkreis kamen, wollte sie helfen und unterstützte das Rote Kreuz beim Sortieren der Kleiderspenden. Drei Tage später leitete sie schließlich die Sortierung der Spenden. „Ich kann meinen Mund einfach nicht halten“, sagt Salmann lachend. „Ich nehme Dinge gerne in die Hand und war sozusagen die Sprecherin der Ehrenamtlichen.“ Mit Hilfe zahlreicher Ehrenamtlicher und Schulklassen sortierte sie die Unmengen an Kleidung.

Im November 2015 öffnete dann die Flüchtlingsunterkunft Max Bahr in Fulda, wo die studierte Sozialpädagogin den Sozialdienst leitete. Dort hatte sie ein Team mit mehr als 30 Mitarbeitern und musste die dortige Arbeit strukturieren und organisieren. „Das war eine spannende und geniale Zeit, denn wir waren ein so buntes Team“, sagt Salmann. Ihre Mitarbeiter arbeiteten mit den Menschen, Salmann war für die Organisation verantwortlich. „Trotzdem habe ich immer versucht, den Kontakt zu den dort lebenden Flüchtlingen zu suchen und zu halten“, sagt sie.

Besonders wichtig war aber der Kontakt zu ihren Mitarbeitern. „Ich musste auf mein Team aufpassen, damit sich niemand selbst vergisst. Man bekommt viele fürchterliche Szenarien auf den Handys der Flüchtlinge gezeigt“, erklärt Salmann und erläutert, dass auch sie häufig unvorbereitet war, wenn ihr Videoaufnahmen aus dem Krieg gezeigt wurden. „In einer Flüchtlingsunterkunft wird vieles mit Google-Translator übersetzt. Ich dachte, dass ich eine Übersetzung gezeigt bekomme, dabei waren es Szenen aus dem Krieg. Das trifft einen anfangs hart und unvorbereitet“, sagt sie.

Als im Juni 2016 die Flüchtlingsunterkunft Max Bahr schloss, arbeitete Salmann vorübergehend in der Verwaltung der DRK-Geschäftsstelle. Im Sommer 2017 kam sie schließlich an den Michaelshof nach Unterbernhards und leitet seitdem das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geförderte Projekt Z.I.E.L. – Zentrum für Inklusion und Entwicklung des ländlichen Raums. Das Projekt soll die Begegnung von Einheimischen und Geflüchteten auf Augenhöhe ermöglichen. „Es gab ein Konzept, jedoch war ich in der Umsetzung völlig frei“, sagt Salmann.

Salmann baute ein Begegnungszentrum für Einheimische und Flüchtlinge auf. Sie rief unter anderem Spieleabende, Jogginggruppen, eine Entspannungsrunde, einen Frauentreff sowie Plauderrunden ins Leben, aber – mit Hilfe ihres großen Netzwerkes – auch größere Veranstaltungen wie Rockkonzerte, Sommerfeste und Lagerfeuerabende. „Aber die Resonanz war anfangs ernüchternd“, sagt sie. „Leute kommen nur über persönliche Kontakte zu unseren Treffen – sowohl aus dem Ort als auch aus der Unterkunft“, erläutert sie.

Diejenigen, die jedoch kamen, brachten wiederum Bekannte mit, sodass es mittlerweile einen festen kleinen Kreis gibt, der regelmäßig an verschiedenen Veranstaltungen teilnimmt. Zwar könnte die Resonanz auf die Angebote noch größer sein, aber Salmann betont: „Für diejenigen, die an den Treffen teilnehmen, sind sie eine große Bereicherung“. Zum Teil seien daraus schon enge Freundschaften entstanden. „Bei unseren Treffen und Veranstaltungen lachen und weinen wir zusammen. Ich brauche diesen engen Kontakt mit den Menschen. An einem Tag, an dem ich nur im Büro sitze, fehlt etwas“, sagt Salmann.

Durch die Arbeit mit den Bewohnern am Michaelshof ist der Kontakt besonders vertrauensvoll geworden. „Ich spreche viel mit den Bewohnern. Sie vertrauen mir mittlerweile vieles an. Das ist ein unglaublich tolles Gefühl.“ So steht beispielsweise an manchen Tagen ein prall gefüllter Teller mit selbst gekochten Leckereien vor ihrer Tür, den ihr die Bewohner zubereitet haben.

„Zudem liebe ich das Sprachengewirr um mich herum. Zwar verstehe ich nicht alles, kann mittlerweile aber einige Worte Farsi und Arabisch.“ Aber Nicolette Salmann versteht viel mehr als nur ein paar Worte: „Nico versteht mit dem Herzen“, sagte einmal eine Bewohnerin zu ihr. „Solche Momente machen meinen Beruf zu dem, was er für mich ist: das Allergrößte. Meine Arbeit ist so wertvoll – für die Flüchtlinge, aber ganz besonders auch für mich.“

Info: Die nächsten Termine in der Begegnungsstätte am Michaelshof: 11. März: Entspannungsgruppe und Tischtennis, 12. März: Plauderrunde, 13. März: Nordic-Walking, 15. März: Frauentreff und Spieleabend, 29. März: Lagerfeuerabend, 18. August: Sommerfest, 30. August: Konzert mit der Band „Main Stage“.

Info: Dieser Artikel erscheint innerhalb einer Reihe von Beiträgen über gelungene Integrationsprojekte in der Region. Elf soziale Organisationen, die in der Flüchtlingshilfe tätig sind, haben sich zu der Initiative „Integration: So machen wir das!“ zusammengeschlossen.

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