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Seifertser Verein zur Brauchtumspflege hat sich nach 36 Jahren aufgelöst / Ursprung ging 1926 von Hilders aus

Bei den jüngsten Festzügen wie hier beim Bürgerfest 2014 in Wüstensachsen wurden die Rhönmäher von ihren Enkeln und sogar Urenkel verstärkt. Allerdings fehlte es an Vertretern der mittleren Generation, um den Verein fortführen zu können. Foto: privat

Auch für die letzten Rhönmäher ist nun Sense

EHRENBERG-SEIFERTS, 27.02.2019 – „Wir sind die Mäher von der Rhön und sagen jetzt Auf Wiedersehn“, hieß es im Abgangsmarsch der Rhönmäher Seiferts am Ende eines Auftritts. Doch ein Wiedersehen wird es nun nicht mehr geben: In diesem Monat hat sich der Seifertser Folklore-Verein als letzte von einstmals fünf Rhönmäher-Gruppen im Landkreis Fulda aufgelöst.

Auch in Hilders, Hofbieber, Poppenhausen und Tann-Wendershausen hatten sich in den 1970/80er-Jahren Sangesfreunde auf Rhönlieder spezialisiert, die sie als „Rhönmäher“, begleitet von einem Zerrwanst-Spieler, vortrugen und dazu mit ihren Sensen oder Dreschflegeln den Takt anschlugen. Sie waren gern gesehene Gäste bei verschiedenen Festen und traten auf Touristikmessen oder Hessentagen immer wieder als Boschafter der Ferienregion Rhön auf.

Vor der Industrialisierung der Landwirtschaft war es üblich, dass die abgelegenen Hochrhönwiesen in einer gemeinsamen Aktion abgemäht wurden, wofür die Mäher teilweise mehrere Wochen benötigten und am Arbeitsplatz übernachteten, um zeitig loslegen zu können. „Früh, eh noch die Sonn sich zeiget, flugs man aus dem Zelte steiget, haut und mäht den ganzen Tag – das ist wahrlich ne harte Plag“, heißt es im Rhönmäherlied, das Leopold Höhl 1892 in seinem „Rhönspiegel“ veröffentlicht hat und das zum Kernrepertoire aller späteren Rhönmäher-Gruppen gehörte.

1926 gründeten in Hilders acht Männer den Mäh-Klub „Tod den Borsten“, um musikalisch an die Heuernte in der Hochrhön und weitere bäuerliche Bräuche zu erinnern. 1927 trat diese erste Rhönmäher-Gruppe beim Deutschen Wandertag in Herborn auf. 1986 gründeten sich die Hilderser Rhönmäher unter dem Vorsitz von Emil Schmitt neu. Nicht nur Brauchtumspflege und Erhalt Rhöner Liedguts machten sie sich zur Aufgabe, sondern einige Male kamen ihre Sensen bei Arbeitseinsätzen im Auftrag des Biosphärenreservats Rhön (BRR) am Roten Moor und am Niedermoor bei Hilders zum Einsatz. Die älteste Gruppe im Landkreis begab sich 2006 als erste in den Ruhestand.

Zehn Jahre später lösten sich auch die Poppenhausener und die Hofbieberer Vereine auf. „Man kann Jugendliche nicht mehr für das Rhönmäher-Lied begeistern“, erläutert Johannes Neuwirth, Chorleiter aus Poppenhausen. „Unsere Sänger hatten noch Bezug dazu, weil sie selbst die Sense geschwungen haben.“ Sein Hofbieberer Kollege Berthold Zobaga erinnert sich an Auftritte in Berlin, München und sogar Kroatien, „aber viele Mitglieder waren über 80 Jahre alt, da wurden die Auftritte zu anstrengend.“

Bei den Seifertsern war mittlerweile ebenfalls rund ein Drittel der 17 Mitglieder 80-Jährig oder älter. Vorsitzende Laurentia Henkel und ihr Mann Winfried erinnern sich gerne an die zurückliegenden 36 Jahre mit über 200 Veranstaltungen. Highlights waren für sie der erste Auftritt nach der Grenzöffnung in Birx, die Bekanntschaft mit den Volksmusikstars Maria und Margot Hellwig oder die Gründungsveranstaltung des BRR in Kaltensundheim, als sie dem damaligen Bundesumweltminister Klaus Töpfer Rhöner Brot und Wurst übereichten. Bei Festzügen waren auch stets ihre Kinder Markus und Bianka mit Freude bei der Sache. Für Winfried Henkel ist die schönste Erinnerung die an Auftritte, bei denen sein Hund Nico als treuer Schäferhund zu den „Schäferliedern“ mit auf der Bühne stand. Eine Besonderheit der Seifertser waren Rhöner Spinnlieder, zu denen zwei Frauen zeigten, wie mit Spinnrädern Wolle gesponnen wurde. Die Vorsitzende selbst hatte noch ihre Großmutter bei dieser Arbeit gesehen, das Spinnen aber extra für die Rhönmäher erlernt.

Ludwig Reinhart, Gründungsmitglied des ersten Hilderser Mäh-Klubs und ehemaliger Hilderser Bürgermeister, resümierte 1974 zu den Rhönmähern: „Sie dienen nur noch der Werbung für den Fremdenverkehr, und in einigen Jahren wird vielleicht alles vergessen sein.“ Immerhin: Diente schon die erste Vereinsgründung, wie das Protokoll von 1926 zeigt, auch der Pflege der Geselligkeit, so soll dieser Punkt in Seiferts beibehalten werden: „Wanderungen und weite Fahrten können wir nicht mehr unternehmen. Aber wir wollen uns  auch künftig zu gemeinsamen Essen oder Grillfeiern treffen“, plant Laurentia Henkel.

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