FULDA, 04.04.2018 - Wir lieben unsere Kinder heiß und innig und dennoch bringen sie uns manchmal in kurzer Zeit zur Weißglut. Auch Eltern haben wütende Gedanken, das ist menschlich – sie müssen diese aber kanalisieren. Diplom-Pädagogin Carola Möller von der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Landkreises hat sich Gedanken gemacht, wie der Teufelskreis aus aggressivem Verhalten durchbrochen werden kann.
Eltern empfinden ihre Kinder zwischen zwei und fünf Jahren am ungehorsamsten, was am erwachenden eigenen Willen liegt. Das kann nerven, und Kinder sind mit einfachen ermahnenden Worten nicht zu erreichen. Dafür fehlt noch das Sprach- und Weltverständnis. Sind Eltern gestresst und überfordert, werden die Worte schnell lauter, und der Schritt von der Lautstärke zur körperlichen Gewalt ist nur noch klein – auch wenn Eltern sich vorgenommen haben, ihre Kinder nicht anzuschreien oder zu schlagen.
Es geht ganz schnell, dass Eltern und Kinder in einen Kreislauf geraten, der zu immer massiveren Formen der wechselseitigen Provokation führt. Schon kleine Kinder wissen, wie sie ihre Eltern auf die Palme bringen und so Aufmerksamkeit bekommen, was wiederum auffälliges Verhalten verstärkt. Umso jünger ein Kind ist, desto mehr sollten wir unsere negativen Gefühle im Griff haben. Kleine Kinder leben noch in enger Verbundenheit mit den Eltern und beziehen das elterliche Verhalten auf sich. Bei unkontrolliertem Strafen und Schimpfen fühlen sie sich abgelehnt und verletzt.
Heftige Gefühlsausbrüche der Eltern erschrecken und stellen ein schlechtes Beispiel dar. Wenn wir als Eltern immer wieder zu schnell und zu heftig reagieren, müssen wir uns selbstkritisch fragen: Wie haben wir gelernt, mit Konflikten umzugehen? Mit erhobenen Zeigefinger, ständiger Kritik und Vorbehalten erreichen Eltern wenig. Ich-Botschaften, rechtzeitig formuliert, können einen Ausweg darstellen. Diese kommen sowohl in der Erwachsenenwelt als auch in der Kinderwelt gut an und schaffen eine konstruktive Atmosphäre, in der Lösungen gefunden werden können.
Voraussetzung ist, dass Eltern erst einmal wahrnehmen, wie sich ihr Körper anfühlt und diesem Gefühl auch Worte geben, die Kinder verstehen können. Sie wissen nun, wie den Eltern gerade zu Mute ist. Reaktionen der Eltern werden dann nicht als willkürlich empfunden. Ich-Botschaften dienen dem friedlichen Miteinander und schonen die Nerven. Beispielsweise könnte eine Ich-Botschaft lauten: „Ich bin ganz schön wütend, wenn ich sehe, dass die Puzzleteile am Boden verstreut sind. Ich möchte, dass wir sie zusammen aufräumen, dann können wir was anderes spielen!“
Der Ton und die Körperhaltung sind entscheidend für die elterliche Botschaft. Die Erfahrung zeigt: Gibt man seinem Ärger Ausdruck mit angemessenen Worten, hat man schon einmal gehörig Dampf abgelassen. Versuchen Sie es einmal so: Nehmen Sie wahr, wie sich ihr Körper anfühlt - Atmen Sie mindestens dreimal tief durch - Zählen Sie langsam rückwärts - Denken Sie beruhigende Gedanken - Sprechen Sie mit sich selbst: Denken Sie laut über Lösungen nach – Überlegen Sie später in aller Ruhe, was geholfen hat und was Sie in Zukunft anders machen können.
Faustregel:
Gehen Sie nie wütend zu Ihrem Kind, kontrollieren Sie Ihren Ärger! Vielleicht hilft auch die Vorstellung, sich selbst auf einem Monitor zu beobachten, in ein Kissen zu boxen oder mit den Kindern an die frische Luft zu gehen. Vielleicht haben Sie ja auch Ihre ganz individuelle Lösung. Bevor aber eine Situation vollständig eskaliert, sollten Sie das Kind sichern und aus der Situation gehen.
Wenn Ihnen dennoch einmal der Kragen platzt, entschuldigen Sie sich bei Ihrem Kind. Sollten Sie immer wieder in den Teufelskreislauf aggressiven Verhaltens geraten, wenden Sie sich an eine Beratungsstelle, um nach friedlichen Lösungen zu suchen. Die Verantwortung für ein friedliches Miteinander in der Familie liegt bei den Erwachsenen.
Kontakt
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche
Marienstraße 5, 36039 Fulda, Tel. (0661)901578-0