RIEDENBERG/RHÖN, 28.03.2018 – Wer in den kommenden Wochen rund um das Würzburger Karl-Straub-Haus im bayerischen Teil des Biosphärenreservats Rhön unterwegs ist, dem werden an verschiedenen Stellen neue Hinweistafeln zum Thema „Waldumbau“ auffallen. Die Tafeln informieren über großangelegte Waldarbeiten innerhalb der streng geschützten Kernzone. Anders als schwere Forstmaschinen auf den ersten Blick vermuten lassen, soll damit langfristig der für die Rhön typische naturnahe Laubwald wiederhergestellt werden.
Seit der Erweiterung 2014 verfügt das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön im bayerischen Teil über 3.889 Hektar Kernzonen, in denen sich die Natur auf Dauer unbeeinflusst von menschlicher Nutzung entwickeln kann. Einige durch die Erweiterung neu ausgewiesenen Kernzonen wurden jedoch im letzten Jahrhundert großflächig mit standortfremden Fichten aufgeforstet. Um diese Fichtenforste wieder in den für die Rhön typischen Laubwald zu überführen, wurden bereits seit 2015 umfassende Maßnahmen zum Waldumbau durchgeführt.
„Unser Ziel ist es, dass sich nach der Entnahme der Fichten zunächst Pionierarten wie Vogelbeere, Weide und Birke ansiedeln, um im Anschluss der natürlichen Wiederansiedlung anspruchsvoller Laubbäume wie Buche, Esche, Ulme und Kirsche in der Kernzone den Weg zu bereiten“, erklärt Wolfram Zeller, Betriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten das Waldumbau-Programm. „Aktiv aufgeforstet wird dabei nicht ein einziger Baum, wir setzen ganz bewusst darauf, dass sich gemäß der Strategie des Prozessschutzes alles von allein so entwickelt.“
Die Entnahme der Fichten und anderer standortfremder Baumarten erfolgt entsprechend einer Einteilung der betroffenen Kernzonenflächen in unterschiedliche Kategorien. Je nach vorhandenem Fichtenbestand soll der Waldumbau in fünf bis zehn Jahren abgeschlossen sein. Das hier geschlagene Holz wird über die normalen Vertriebswege der Bayerischen Staatsforsten vermarktet.
„Der Anblick schwerer Forstmaschinen und flächiger Baumernte in den besonders geschützten Kernzonen des Biosphärenreservates ist für die Besucher auf den ersten Blick nur schwer nachvollziehbar“, weiß Joachim Urban, Revierleiter des Forstamtes Oberbach. „Aber nur indem wir Bäume entnehmen und lockere Strukturen schaffen, können wir dem Wald wieder eine natürliche Entwicklung ermöglichen.“
Neben dem Standort „Farnsberg und Totnansberg“ ist auch der nahegelegene Feuerberg schwerpunktmäßig von Waldumbaumaßnahmen betroffen. In diesen Bereichen informieren entsprechende Hinweistafeln die Besucher des Biosphärenreservates.
„Mit den Tafeln möchten wir den Besuchern begreiflich machen, dass die oft mit schweren Maschinen durchgeführte Waldumbau im ausdrücklichen Interesse des Naturschutzes durchgeführt wird und eine große ökologische Chance bietet“, sagt Dr. Tobias Gerlach, der auf der bayerischen Seite des Biosphärenreservates die Waldentwicklung dokumentiert. „Sie helfen letztlich auch, bedrohten Lichtwaldarten und seltenen Totholzbewohnern langfristig neuen Lebensraum zu schaffen.“
Die nächsten größeren Waldumbaumaßnahmen im Biosphärenreservat Rhön sind für Ende Juli, Anfang August vorgesehen.
Eine Karte der Kernzone und der vom Waldumbau betroffenen Gebiete steht <link http: biosphaerenreservat-rhoen.de _upl br _pdf>hier>> zum Download bereit.