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Harald Kunz-Mrosek und Thomas Kütt sind Teilhabeassistenten an der Pestalozzischule

Gut gelaunt an ihrem Arbeitsplatz in der Pestalozzischule: Thomas Kütt (l.) und Harald Kunz-Mrosek (r.) brauchen für ihren verantwortungsvollen Job viel Feingefühl. Foto: N. Moalem

Gut gelaunt an ihrem Arbeitsplatz in der Pestalozzischule: Thomas Kütt (l.) und Harald Kunz-Mrosek (r.) brauchen für ihren verantwortungsvollen Job viel Feingefühl. Foto: N. Moalem

Jeden Menschen so annehmen wie er ist

FULDA, 15.06.2018 - Kinder mit geistiger Beeinträchtigung in ihrem Schulalltag zu unterstützen und bestmöglich am Unterricht teilhaben zu lassen, ist die Aufgabe sogenannter Teilhabeassistenten. Im Auftrag des Malteser Hilfsdiensts sind an der Pestalozzischule derzeit 14 Assistenten im Einsatz, darunter als einzige Männer im Team Harald Kunz-Mrosek (59) aus Marbach und Thomas Kütt (46) aus Edelzell. Sie sind seit Jahren mit viel Herz die helfenden Hände von Kindern und Jugendlichen, die es besonders schwer haben.

Harald und Thomas sind beide über Umwege an den Job an der Pestalozzischule, einer Förderschule mit den Förderschwerpunkten geistige, körperliche und motorische Entwicklung, gekommen. Der eine ist eigentlich gelernter Krankenpfleger, der andere IT-Systemelektroniker. Beide haben zudem eine Ausbildung als Erzieher abgeschlossen. Nach privaten Umbrüchen und ersten Erfahrungen in der Behindertenhilfe entschieden sie sich, ihre Arbeitskraft künftig ganz Kindern zu widmen, deren Leben anders als das der meisten verläuft. Sie absolvierten die Pflegehelfer-Ausbildung und erfüllten damit die Einstellungsvoraussetzungen der Malteser für Teilhabeassistenten an Förderschulen. Bis vor neun Jahren übernahmen diese Aufgabe Zivildienstleistende und Freiwillige im Sozialen Jahr (FSJ). Dank finanzieller Unterstützung durch den Landkreis Fulda setzt der Hilfsdienst inzwischen an Förderschulen nur noch speziell qualifiziertes Fachpersonal ein.

Harald betreut seit vier Jahren einen zehnjährigen Jungen in der Grundstufe. Er leidet an der seltenen Stoffwechselkrankheit MPS, bei der etwa ab dem zweiten Lebensjahr ein dramatischer körperlicher und geistiger Abbau stattfindet. Sein Schützling hört und spricht inzwischen nicht mehr, was Harald großes Einfühlungsvermögen abverlangt: „Ich verständige  mich mit Gebärden und Gesten oder lasse ihn zum Beispiel an Dingen riechen.“ Nach einer langwierigen Erkrankung des Jungen im Dezember stehen derzeit pflegerische Tätigkeiten wie Nahrungs- und Flüssigkeitsgabe sowie die richtige Lagerung im Vordergrund. „Inzwischen geht es ihm aber besser, sodass wir uns wieder mehr auf das Schulische konzentrieren können.“ Ob die Arbeit ihn bisweilen belastet, beantwortet Harald mit einem Lächeln. Sein Schützling sei trotz seiner schweren Beeinträchtigung ein sehr lebenslustiges Kind: „Er ist meistens gut gelaunt und macht es mir leicht.“

Thomas Kütt begleitet, wie es häufig die Regel ist, zwei Schüler in der Haupt- und Berufsorientierungsstufe. Der 15-Jährige leidet an Autismus, verbunden mit massiven Verhaltensausfälligkeiten. Sein 14-jähriger Schützling ist aufgrund einer Stoffwechselkrankheit, die sich auf sein Nervensystem auswirkt, auf einen Rollstuhl und einen Computer angewiesen, der über Augensteuerung funktioniert und ihm ermöglicht zu kommunizieren, da er nicht sprechen kann. „Mit ihm mache ich vor allem Bewegungstraining, aber auch Essenanreiche und Wickeln gehören zu meinen Aufgaben.“ Für die Förderung motorischer Fähigkeiten stehen an der Pestalozzischule unter anderem ein eigenes Schwimmbad und eine Therapiewanne zur Verfügung, was die Arbeit sehr abwechslungsreich macht. „Wenn ein Tag mit den Jungs mal sehr anstrengend ist, hilft es, emotional Abstand zu nehmen und schwierige Situationen gemeinsam durchzustehen“, erklärt Thomas sein Anti-Stress-Programm.

Während der Schulzeiten sind Harald und Thomas von 8 bis 15.15 Uhr sowie an zwei Tagen von 8 bis 12.15 Uhr im Einsatz. „Am besten gefällt mir die Zusammensein mit den Kindern und der enge Austausch mit dem gesamten Schulteam, zu dem wir seit neun Jahren gehören“, sagt Harald. „Ich empfinde die Arbeit als sehr erfüllend. Das Geld steht für mich persönlich dabei weniger im Vordergrund“, beschreibt Thomas seine Motivation. Schön sei außerdem die große Wertschätzung, die er sowohl durch seine Kollegen als auch durch die Schulleitung erfahre. „Für den Job muss man sicherlich Spaß an der Arbeit mit Menschen und auch eine große Portion Teamfähigkeit mitbringen. Aber ob es etwas für einen ist, merkt man am besten, wenn man es mal ausprobiert. Ich selbst habe hier die bereichernde Erfahrung gemacht, wie wichtig es ist, einen Menschen nicht nach seinen Einschränkungen zu beurteilen, sondern ihn so anzunehmen wie er ist.“

 

Info

Schülerinnen und Schülern mit körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen, die nach Feststellung durch das Gesundheitsamt zum Besuch der Schule einer individuellen Unterstützung bedürfen, steht nach § 54 SGB XII die Begleitung durch Teilhabeassistenten während der Schulzeit als sogenannte Eingliederungshilfe zu. Deren Aufgaben sind u. a. die medizinische Pflege während der Schulzeit (inkl. Hilfe bei Toilettengang oder Wickeln), Hilfe bei der Organisation des Schulalltags, Unterstützung im Unterricht, im sozialen und emotionalen Bereich sowie bei der Kommunikation. Arbeitsumfang: 26,5 Stunden pro Woche. Festanstellung nach Hospitation beim Malteser Hilfsdienst. Bezahlung nach Tarif, familienfreundliche Arbeitszeiten, Urlaub während der Schulferien. In der Regel Betreuung von zwei Kindern. Regelmäßig Supervision und Fortbildungsveranstaltungen. Infos: Claudia Schneider, Koordinatorin für Schulbetreuungen, Tel. (0661)95310-29, E-Mail <link>claudia.schneider@malteser.org.

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