FULDA, 28.12.2018 – 100 Handwerker und Gäste feierten Richtfest für den Azubikampus auf dem Areal des früheren Liobaheimes. Rund 12,5 Millionen Euro investiert der Landkreis Fulda für das bundesweit einmalige Projekt: Zentral und im Grünen werden am Rande des Schlossgartens 120 Auszubildende wohnen können. Betreut und begleitet werden sie durch den Kolping-Diözesanverband Fulda, der die Jugendwohnanlage unter dem Namen „pings“ betreibt. „Wir investieren nicht Beton, sondern in Zukunft“, sagte Landrat Bernd Woide.
Wo viele Jahre lang pflegebedürftige Seniorinnen und Senioren lebten, werden ab Mitte nächsten Jahres junge Frauen und Männer einziehen. Doch bei pings geht es nicht nur darum, dass 120 Auszubildende komfortabel wohnen können, sie sollen dort auch in ihrem Alltag begleitet werden und Gemeinschaft finden. „Der Landkreis als Bauherr und Kolping als Projektpartner gehen völlig neue Wege – in der Tradition von Adolph Kolping. Dieses Haus ist nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern eine Heimstatt“, sagte Woide und ergänzte: „Es ist eine innovative Form der Wirtschaftsförderung, weil wir damit junge Menschen für eine betriebliche Ausbildung begeistern möchten. Hier geht es zu 100 Prozent um Auszubildende.“
Das unterstrich Kolping-Geschäftsführer Steffen Kempa: „Wir denken Ausbildung neu und katapultieren sie auf das nächste Level, weil wir mit pings Rahmenbedingungen schaffen, die im richtigen Mix zum Erfolg beruflicher Ausbildung und persönlicher Entwicklung beitragen. Der Azubikampus wird mit seinen Angeboten im Übrigen allen Auszubildenden der Region offen stehen.“ Er dankte dem Landkreis mit Landrat Bernd Woide und Erstem Kreisbeigeordneten Frederik Schmitt an der Spitze für „den Mut und das Engagement, in dieses Projekt zu investieren“.
Dank gab es auch von Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld. Dass der Landkreis die Idee von Kolping aufgenommen habe und realisiere, sei ein Blick in die Zukunft, der gleichsam der Geschichte des Ortes gerecht werde. Architekt Stefan Wagner (Hünfeld) nannte es eine „besondere Aufgabe, die Idee, jungen Menschen fernab von zu Hause Bildung und Heimat zu geben, planerisch und baulich zu begleiten“.
Bevor Zimmermeister Gerd Mehlhorn den Richtspruch sprach, enthüllte Frederik Schmitt die Lioba-Glocke, die seit 1911 zum Liobaheim gehört und nun im neuen Haus einen Platz erhalten soll.
Seit 1892 war in den Gebäuden in der Liobastraße eine Pflegeeinrichtung beheimatet. Den Anstoß zum Bau hatte einst Maria Rang (1840-1915) gegeben. Sie war Initiatorin etlicher sozialer Projekte in Fulda. 2011 schloss das Heim, die Bewohnerinnen und Bewohner zogen in einen Neubau. Danach war die Immobilie Übergangsbleibe für verschiedene Mieter.
Ende 2016 unterzeichneten dann der Kolping-Diözesanverband und der Landkreis die Verträge zum Projekt Jugendwohnen. „Zunächst wurde analysiert, welche Gebäude für das Konzept nutzbar sein würden und welche nicht“, schilderte Markus Reichel, Regionalmanager Fulda im Gebäudemanagement des Kreises. Rasch sei klar gewesen, dass ein großer Teil des Bestandes umgebaut und verändert werden muss. „Die Räume waren sehr verwinkelt und klein. Der Abriss war wirtschaftlicher als ein Umbau“, ergänzte Jürgen Obermeier, Leiter des Gebäudemanagements. Nach einem öffentlichen Vergabeverfahren wurden die Architekten Trapp&Wagner (Hünfeld) mit den Planungen beauftragt. Ab Frühjahr 2017 begannen die Rückbauarbeiten, ein Jahr später wurde die Baugrube hergerichtet sowie parallel mit dem Neubau und der Sanierung des Altbaus begonnen.
Die Außenanlage wird realisiert durch das Planungsbüro Elmar Herget (Eichenzell) und als Schulhof auch der benachbarten Winfriedschule zur Verfügung stehen. Unter der Grünfläche mit Beach-Volleyballplatz, Street-Basketballfeld, Tischtennis-Bereich und Sitztreppe befindet sich eine Tiefgarage mit 45 Stellplätzen. / lr