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Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche legt Jahresbericht für 2019 vor: 785 Familien suchten Rat

Cliquen sind für Jugendliche wie Schonräume, in denen sich Erwachsenwerden üben lässt. Foto: yanlev – stock.adobe.com

Mit Freundschaft durch das Chaos des Erwachsenwerdens


FULDA – 785 Familien suchten im vergangenen Jahr Rat und Hilfe bei der Fuldaer Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche (EB). 645 davon waren Neuanmeldungen. In gut 60 Prozent der Fälle waren die Kinder dieser Familien zwischen drei und zwölf Jahre alt. Trennung, Scheidung und Unsicherheiten in Erziehungsfragen waren für viele Anlass, sich Unterstützung zu suchen.

Wichtige Themenfelder in den Beratungsgesprächen sind Konflikte in der Familie – pubertätsbedingt, durch Geschwisterrivalität, Überforderung oder wegen Disharmonien in der Partnerschaft. Aufgearbeitet werden diese Situationen nicht nur in Gesprächen: Die Beraterinnen und Berater der EB bieten auch spezielle Kurse an – etwa Trainings  für Eltern in Trennungsphasen, um dabei die Kinder im Blick zu behalten. Sehr gefragt sind auch die Gruppen „Starke Kinder“ und „Starke Mädchen“. In diesen geht es vor allem um Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen – und immer auch um Freundschaft mit Gleichaltrigen, deren Einfluss wächst und den der Eltern nach und nach verdrängt.

Das Berater-Team hat in diesen Gruppen des Jahres 2019 thematisiert, welche Bedeutung Freundschaft für Kinder und Jugendliche im Gegensatz zu früheren Zeiten hat. Dies auch vor dem Hintergrund, dass Erwachsene die Freundschaften ihrer Kinder häufig als virtuelle und damit eher oberflächliche Beziehungen deuten. Dass ihnen Vertrauen, Ehrlichkeit und Loyalität wichtig sind, erklärten Mädchen zwischen 12 und 15 Jahren. Spaß miteinander zu haben und sich bei Schwierigkeiten aufeinander verlassen zu können, sind für viele ganz wesentliche Eckpunkte der Freundschaft – besonders in Anbetracht der Tatsache, dass in Sozialen Netzwerken Mobbing nicht selten ist. Das geschieht mitunter auch unter Freunden und hinterlässt entsprechend tiefe Verletzungen. Die Jugendlichen der Gruppe „Starke Mädchen“ erklärten dazu: Das persönliche Gespräch sei immer besser als eine  Auseinandersetzung in den Netzwerken. Wichtig sei letztlich auch, eigene Fehler einzugestehen und sich gegenseitig zu verzeihen. 

Eine besondere Beziehung stellen gleichgeschlechtliche Freundschaften dar. Mädchen und Jungen sehen diese Begegnungen „unter sich“ als eine Art Schutzraum, in dem bestimmte Themen besprochen werden können und man sich authentisch fühlt. Diese geschlechtshomogenen Gruppen wirken auf Außenstehende teils bizarr und scheinen verbreitete Stereotypen über männliche und weibliche Pubertät zu bestätigen: einerseits kichernde und Händchen haltende Mädchen, die telefonieren, über Soziale Netzwerke kommunizieren und in einheitlicher Mode gekleidet sind und andererseits wortkarge, am Computer, an der Spielkonsole oder am Handy beschäftigte Jungs oder fußballspielende Freundesgruppen in den Sporttrikots ihrer Lieblingsmannschaften. Allerdings sind diese Entwicklungsräume wichtig zum Ausprobieren des Verhaltensrepertoires auf dem Weg zum Erwachsensein. In diesem Schonraum werden Identitäten getestet.

Für Cliquen generell gilt, dass diese große Bedeutung in der Pubertät haben: Jugendliche erziehen sich sozusagen gegenseitig, lernen voneinander und bereiten sich auf die späteren Herausforderungen im Erwachsenenleben vor. Studien zeigen, dass sich die Mitglieder einer Clique nicht zufällig finden. Vielmehr gesellen sich Jugendliche mit ähnlichen Interessen oder ähnlichem Temperament zusammen. Und wenn gefühlt der Rest der Welt ihnen Unverständnis und Unsensibilität entgegenbringt, so erleben es untereinander als geteiltes Leid: Sie sind nicht allein, den anderen Freunden geht es nicht viel anders. Sie geben sich Halt in dem stürmischen Treiben. Das gemeinsame Abhängen und einander Verstehen hilft, dem inneren und äußeren Chaos entgegenzutreten und Erfahrungen zu sortieren.

Übrigens: Die Befürchtung vieler Eltern, dass durch digitale Medien echte Freundschaften abhandenkommen, kann Untersuchungen zufolge nicht bestätigt werden. Die JIM-Studie (Jugend, Information, Media) ergab, dass 2018 bei Jugendlichen über 12 Jahren persönliche Treffen mit Freunden (ohne Medien) täglich oder mehrmals pro Woche an erster Stelle ihrer Freizeitaktivitäten stehen. Regelmäßig trafen sich 71 Prozent der befragten Jugendlichen. Das gilt auch für Kinder zwischen 6 und 13 Jahren: Die JIM-Studie ergab, dass das Treffen mit Gleichaltrigen für 93 Prozent ganz oben steht.

 

Zahlen und Daten

785 Familien sind im vergangenen Jahr beraten worden, davon waren 645 Neuanmeldungen. In 81,6 Prozent der Fälle endete die Beratung nach höchstens fünf Kontakten. Gut der Hälfte der Ratsuchenden war bereits nach einem Gespräch geholfen. Den ersten Kontakt zur Beratungsstelle machten überwiegend (72 Prozent) Mütter, in knapp 15 Prozent der Fälle waren es Väter. In zwölf Fällen wandten sich Kinder und Jugendliche an die Beratung. In der Mehrzahl (43 Prozent) suchten dort Familien mit Kindern zwischen drei und neun Jahren Unterstützung, etwa 33 Prozent waren zwischen 9  und 14 Jahren. Der Anteil der Kinder, die nicht mit beiden leiblichen Eltern zusammen leben, betrug  rund 54 Prozent.  

Der Schwerpunkt der Beratung lag in drei Viertel der Fälle auf der Arbeit mit Eltern, in gut 14 Prozent auf der Arbeit mit Familien und in knapp zehn Prozent auf der Arbeit mit den jungen Menschen. Trennung, Scheidung, Erziehungsunsicherheit, Umgangs- und Sorgerechtsstreitigkeiten, Aggressivität und Ängste gehörten zu den häufigsten Gründen, sich in der Beratungsstelle anzumelden. Neben den Einzelberatungen bot das Team 59 Termine außerhalb der Beratungsstelle an –in Kitas, Familienzentren und Schulen. Elternberatungen finden auch in der Psychosomatischen Tagesklinik des Klinikum Fuldas statt, ebenso auf einer Station der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie mit dem Schwerpunkt Abhängigkeitserkrankungen.Darüber hinaus beriet das Team an 30 Terminen Fachkräfte aus Kindertagesstätten und wirkte bei der Schulung für Adoptionsbewerber mit.

Die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche in der Marienstraße 5 in Fulda ist telefonisch erreichbar unter (0661) 9015780, per Mail unter erziehungsberatung(at)landkreis-fulda.de. Infos auch im Internet unter erziehungsberatung-fulda.de

 

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