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Eines der wenigen Lehrgesundheitsämter in Deutschland

Freuen sich darüber, dass das Gesundheitsamt des Landkreises Lehreinrichtung der Uni Marburg ist (von links): Vize-Landrat Frederik Schmitt, Philipp Nelson (erster PJ-Student), Dr. Susanne Reinisch (Leiterin Gesundheitsamt), Dr. Tristan Klodt (lehrbeauftragter Arzt beim Landkreis Fulda) und Prof. Dr. Dirk Breitmeier (Leiter Fachbereich Gesundheit). Foto: Sebastian Mannert

Philipp Nelson ist erster PJ-Student im Gesundheitsamt

FULDA. Seit Dezember 2023 ist das Gesundheitsamt des Landkreises Fulda Akademische Lehreinrichtung der Universität Marburg für das Fach Öffentliches Gesundheitswesen und darf seitdem Medizinstudierende in ihrem Wahl-Tertial des Praktischen Jahrs (PJ) ausbilden. Der Landkreis Fulda will mit dem Angebot Einblicke in den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) gewähren und auf die Nachwuchsprobleme im ÖGD reagieren. Der erste PJ-Student ist Philipp Nelson, der seit März im Gesundheitsamt des Landkreises Fulda ausgebildet wird.

„Die Ausbildung von Medizinerinnen und Medizinern im Landkreis ist ein wichtiger Baustein zur Nachwuchsgewinnung. Dies gilt selbstverständlich auch für die Arbeit im öffentlichen Gesundheitsdienst. Daher schaffen wir für Medizinstudenten die Möglichkeit, im Praktischen Jahr die Arbeit im Gesundheitsamt kennenzulernen. Natürlich auch mit dem Ziel, hier zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen“, erklären Vize-Landrat Frederik Schmitt und Dr. Susanne Reinisch, Leiterin des Gesundheitsamtes. Möglich ist die Ausbildung an einem Gesundheitsamt erst seit 2022, nachdem die Approbationsordnung für Ärzte geändert wurde. Das PJ-Wahlfach kann seitdem auch im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) absolviert werden. Was früher nur in Frankfurt und in Marburg möglich war, ist heute auch in Fulda absolvierbar. Für die Akkreditierung als Lehreinrichtung musste das Gesundheitsamt zahlreiche Voraussetzungen erfüllen, wie zum Beispiel die Erstellung eines PJ-Logbuchs und eines Lernzielkatalogs, die Organisation von PJ-Unterricht und vieles mehr. Gemeinsam mit der Uni Marburg hat Dr. Tristan Klodt, lehrbeauftragter Arzt beim Landkreis Fulda, das Curriculum für die Ausbildung in Fulda erarbeitet und abgestimmt, dieser Prozess dauerte rund eineinhalb Jahre. „Das Curriculum wird aber nie ganz fertig sein. Es wird immer wieder ergänzt und überarbeitet werden, um die praktische Ausbildung so gut wie möglich an die Bedarfe unserer Studierenden und die jeweiligen rechtlichen und didaktischen Vorgaben anzupassen“, sagt Klodt.

„Als mittelgroßes Gesundheitsamt können Studierende hier bei uns in Fulda einen guten Überblick über die Arbeit im ÖGD erhalten und die Abläufe kennenlernen“, erklärt Dr. Dorothee Hofmann, stellvertretende lehrbeauftragte Ärztin beim Gesundheitsamt. Das sieht auch Philipp Nelson so, der als erster Student das PJ-Tertial in Fulda macht: „Ich habe direkt einen ersten Eindruck von den Strukturen im öffentlichen Dienst erhalten. Außerdem war die Einarbeitung total strukturiert und ich durfte sofort in die Arbeit mit einsteigen.“ Während der vier Monate seines Tertials lebt der Marburger Student im pings-Azubikampus in Fulda. Die Kosten für das Zimmer trägt der Landkreis Fulda. „Das PJ im Gesundheitsamt ist einfach eine gute Möglichkeit, in den ÖGD reinzuschnuppern“, findet Nelson.

Während seiner Zeit im Gesundheitsamt durchläuft er mehrere Bereiche: Einsatzgebiete sind die Hygiene- und Umweltmedizin, der Kinder- und Jugendärztliche Dienst, der Sozialpsychiatrische Dienst, der Amtsärztliche Dienst und in die Gefahrenabwehr. Das fachliche Spektrum reicht dabei in sehr viele Fachgebiete der Medizin hinein, und die Patienten bringen die unterschiedlichsten Krankheitsbilder und Befunde mit, die es zu untersuchen und je nach Fragestellung zu beurteilen oder zu beraten gilt. Dabei kann es zum Beispiel um Fragen gehen wie: „Wie schütze ich andere vor Ansteckung mit Tuberkulose?“, „Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit dieses Kind die Schule besuchen kann?“ oder „Gefährdet diese Person aufgrund einer psychischen Erkrankung sich selbst oder andere?“.

Während des PJ-Tertials im Gesundheitsamt bearbeitet Nelson zudem ein eigenes wissenschaftliches Projekt. Dabei wertet er Daten von Schuleingangsuntersuchungen aus. „Ich arbeite einfach super gerne in der Datenauswertung. Ich bin gespannt, was bei meiner Untersuchung herauskommt“, so der PJ-Student.

Doch warum sollten Studierende überhaupt in den ÖGD reinschnuppern? „Die Arbeit in einem Gesundheitsamt ist super vielfältig und vor allem so wichtig, weil sie die Gesamtheit der Bevölkerung im Blick hat. Ein Amtsarzt oder eine Amtsärztin muss sich in ganz unterschiedlichen Bereichen auskennen. Das trägt entscheidend dazu bei, die Gesundheit sehr vieler Menschen zu erhalten, zu fördern und zu verbessern“, erklärt Klodt. Weitere Vorteile sind die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die geregelten Arbeitszeiten. „Wer gerne plant, koordiniert und gestaltet und gleichzeitig gegenüber Rechtsnormen, Verwaltung und Politik nicht abgeneigt ist, sollte sich unser Fachgebiet genauer anschauen.“

Die Studierenden sollen vor allem einen strukturierten Überblick über die häufigsten und wichtigsten Aufgaben und Tätigkeiten des Öffentlichen Gesundheitsdienstes bekommen. „Noch mehr würde es mich natürlich freuen, wenn sich unsere ehemaligen „PJler“ später auch für eine ärztliche Tätigkeit im ÖGD entscheiden und Amtsärzte werden. Idealerweise gefällt es ihnen bei uns und in der Region so gut, dass sie gleich hierbleiben möchten“, gibt Dr. Tristan Klodt einen Ausblick.

Das Praktische Jahr (PJ)
Das PJ ist das letzte Jahr des Medizinstudiums (11. und 12. Fachsemester). Es dient der Übung, Anwendung und Festigung der praktischen Fähigkeiten der Studierenden und soll auf die spätere ärztliche Tätigkeit vorbereiten.
Nach dem PJ findet der 3. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung statt, in dem auch die praktischen Fertigkeiten dann überprüft werden. Nach erfolgreichem Bestehen kann der Studierende dann seine ärztliche Approbation beantragen.
Im 1. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung (nach 4 Fachsemestern) und im 2. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung (vor dem PJ) werden dagegen überwiegend theoretische Kenntnisse in schriftlichen und mündlichen Prüfungen abgefragt.
Das PJ dauert rund 1 Jahr und ist in Abschnitte von 16 Wochen unterteilt, sogenannte Tertiale.
Es gibt zwei Pflicht-Tertiale in den Fächern Innere Medizin und Chirurgie. Das 3. Tertial ist das Wahl-Tertial. Hier können sich die Studierenden zwischen allen klinisch-praktischen Fachrichtungen entscheiden, die von akademischen Lehreinrichtungen im Bundesgebiet angeboten werden – beispielsweise für Öffentliches Gesundheitswesen.
Fragen rund um das PJ-Tertial im Gesundheitsamt des Landkreises Fulda beantwortet Dr. Tristan Klodt unter tristan.klodt(at)landkreis-fulda.de und telefonisch unter 0661 6006-6761.

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