PETERSBERG, 21.11.2023. Über die multiplen Herausforderungen im Einsatz informieren, den wahrgenommenen Anstieg der Gewalt gegen Einsatzkräfte einordnen und Möglichkeiten der Prävention und Deeskalation aufzeigen: Das war Ziel eines Fachtags mit 53 Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Katastrophenschutz sowie weiterer Institutionen aus dem gesamten Landkreis Fulda. Zu der Fachtagung im Petersberger Propsteihaus hatte der Landkreis Fulda eingeladen.
Der Erste Kreisbeigeordnete Frederik Schmitt begrüßte die Teilnehmenden im Propsteihaus. „Die Vorbereitung auf Konfliktsituationen im Einsatz ist ein Thema, dem wir uns im Landkreis Fulda langfristig widmen wollen“, betonte Schmitt. Der Fokus liege dabei auf der präventiven Schulung der Einsatzkräfte und auf Deeskalation, um Angriffen bestmöglich vorzubeugen, sowie auf der Vernetzung der staatlichen Stellen.
Eingeleitet wurde der Fachtag mit einem Impulsvortrag von Swen Eigenbrodt, Leiter des Referats „Prävention“ des Landespolizeipräsidiums beim Hessischen Ministerium des Innern und für Sport . Eigenbrodt hob insbesondere die Notwendigkeit der „Blaulichtfamilie“ für eine funktionierende und demokratische Gesellschaft hervor.
Die Soziologin Kristina Balaneskovic stellte die Ergebnisse des im Jahr 2022 abgeschlossenen Forschungsprojekts „AMBOSafe – Angriffe auf Mitarbeitende und Bedienstete von Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“ vor. Mehr als 28 Prozent der bundesweit Befragten hatten angegeben, schon einmal von Angriffen betroffen gewesen zu sein. Dabei ist nicht nur körperliche Gewalt als Angriff zu werten. Auch verbale Übergriffe in Form von Beleidigungen und Bedrohungen, Gewalt gegen Sachgegenstände und Fahrzeuge, Diebstahl von Material und Ausrüstung und das bewusste Verhindern oder Stören von Maßnahmen kann für Einsatzkräfte nicht nur vor Ort eine Belastung darstellen, sondern auch langfristig nachwirken. Basierend auf den Erkenntnissen der Befragung wurden im Rahmen des Projekts verschiedene Konzepte für gemeinsame Übungen der unterschiedlichen Berufsgruppen – zum Beispiel Polizei und Rettungsdienst – erarbeitet. Ziel ist, die Vernetzung, Zusammenarbeit und Kommunikation der unterschiedlichen Gruppen zu verbessern.
Um deeskalierende Kommunikation, aber auch um Gefahrenwahrnehmung und Stressbewältigung ging es im Vortrag von Tim Haini von der Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit Mühlheim. Er stellte nicht nur anhand realer Fälle Verhaltenstechniken wie zum Beispiel zur Sicherung an Türen vor, sondern ging auch auf ganz grundlegende Fragen ein: Wie entsteht Aggression, was sind ihre Ursachen und wie können diese von den Einsatzkräften früh erkannt werden? Welche Faktoren begünstigen Gewalt? Wie kann Kommunikation so gestaltet werden, dass beim Gegenüber keine Abwehrmechanismen einsetzen?
Hilfreiche Praxismaterialien finden Interessierte online unter www.ambosafe.de.
Der Fachtag wurde durch die DEXT-Fachstelle der Kreisverwaltung Fulda organisiert. Nähere Informationen: www.landkreis-fulda.de/buergerservice/dext-fachstelle