FULDA/KALBACH, 30.10.2020 - Das Projekt „Sozialwirtschaft integriert – Vielfalt erzieht“ unterstützt Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund auf dem Weg zu einer Ausbildung zum Sozialassistenten, Erzieher oder Heilerziehungspfleger. Der Fachdienst Kommunaler Arbeitsmarkt des Landkreises Fulda fördert dabei mit zahlreichen Unterstützungsmöglichkeiten wie Ausbildungscoaching, Organisation von Nachhilfeunterricht und Sprachförderung. Syrol Henkel (29) ist eine der Projekt-Teilnehmerinnen.
Syrol Henkels Mutter stammt von den Philippinen, ihr Vater aus Deutschland. Bis zu ihrem fünften Lebensjahr wohnte sie in Kalbach, danach wieder auf den Philippinen. Als sie dann selbst Mutter war, entschied sie sich 2017 endgültig zurück nach Deutschland zu kommen. „Politisch war Deutschland die bessere Heimat für mich, zudem leben meine Halbbrüder hier“, erklärt Henkel. In Deutschland lernte sie rasch die deutsche Sprache und ließ ihre philippinischen Zeugnisse anerkennen. Ihr Abschluss wurde in Deutschland als Hauptschulabschluss anerkannt, „obwohl ich auf den Philippinen bereits einen Bachelor in Airline Information Management abgeschlossen habe.“
In Deutschland entschied sie sich für eine weitere Schulausbildung: Ihr Ziel ist es, Erzieherin zu werden. Dafür nimmt sie an dem Projekt „Sozialwirtschaft integriert – Vielfalt erzieht“ des Landkreises Fulda teil, das seit 1. Januar 2019 besteht und durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration ermöglicht wird. Die drei Stufen des Projekts führen zu dem Beruf der Erzieherin. Syrol Henkel absolviert derzeit mit zwölf weiteren Teilnehmenden Projektstufe eins an der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA) in Fulda. Ziel ist dabei der Realschulabschluss. „Ein sozialer Beruf passt, glaube ich, sehr gut zu mir. Ich selbst bin bereits Mama und habe Praktika in der Krankenpflege und als Zahnarzthelferin absolviert“, erklärt die 29-Jährige, die eine siebenjährige Tochter hat.
Der Abschluss in der ersten Stufe dauert zwei Jahre. Im Anschluss darauf folgt die Stufe zwei, die aktuell zwei Teilnehmende durchlaufen und an der Konrad-Zuse-Schule in Hünfeld die zweijährige Ausbildung zur staatlich anerkannten Sozialassistentin absolvieren. Nach bestandener Prüfung schließt sich die dritte Stufe mit der Ausbildung zur Erzieherin an, die mindestens drei Jahre dauert. In dieser Stufe befinden sich derzeit 16 Teilnehmende.
„Ich habe anfangs ziemlich gezweifelt, da der Weg zur Erzieherin sehr, sehr lange dauert“, blickt die Mittelkalbacherin zurück. „Aber ich investiere meine Zeit in eine gute Zukunft und vor allem in einen sicheren Job und einen Abschluss.“ Syrol Henkel ist froh, dass sie in Deutschland in der Projektstufe eins noch einmal ihren Realschulabschluss nachholen kann. „Gerade in Mathe kenne ich viele Begriffe auf Deutsch gar nicht. Da ist es gut, dass ich sie während des Unterrichts noch einmal lernen kann.“
Im Rahmen des Projekts erhält die 29-Jährige Unterstützung von Carolin Bug, die das Projekt des Landkreises federführend betreut. „Unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern stehen zahlreiche Hilfsangebote zur Verfügung“, erklärt Carolin Bug, die hinzufügt, dass Ziel des Projekts die Gewinnung von Fach- und Arbeitskräften für den sozialen Bereich ist. Gerade Menschen mit Migrationshintergrund sollen gefördert werden. Unterstützung gibt es in vielen Bereichen: Ob Kinderbetreuung, Anbindung an eine Schuldnerberatung oder Organisation einer Nachhilfe – alle Probleme, die zu einem Ausbildungsabbruch führen könnten, sollen gelöst werden. „Es ist schön zu sehen, wenn Unterstützungsangebote unkompliziert genutzt werden und wir für die Hilfesuchenden einen Mehrwert schaffen“, sagt Florian Hütsch, Leiter des Sachgebiets Arbeitskräftesicherung beim Landkreis Fulda.
Auch die DAA steht Syrol Henkel mit Rat und Tat zur Seite. „Bei behördlichen Briefen und auch im privaten Bereich unterstützen mich die Lehrkräfte vor Ort“, erklärt die 29-Jährige. Nicht nur die Unterstützungsmöglichkeiten sind ganz anders als auf den Philippinen – auch das kostenfreie Bildungssystem ist für Henkel von besonderer Bedeutung. „Auf den Philippinen musste man für die Schulen bezahlen“, erklärt sie. Zudem kann sie täglich mit Bus und Bahn nach Fulda fahren, um ihren Realschulabschluss nachzuholen. Auf den Philippinen gibt es Regionen, in denen der Weg zur Schule zu Fuß schon einmal mehr als eine Stunde dauern kann. Für die Möglichkeiten in Deutschland ist sie deshalb sehr dankbar. „Ich freue mich darauf, irgendwann als Erzieherin arbeiten zu können und durch diesen Beruf meinen Teil zur Gesellschaft beizutragen“, betont die 29-Jährige.
Kontakt
Carolin Bug steht als Ansprechpartnerin unter Telefon (06 61) 60 06-8568 und E-Mail carolin.bug@landkreis-fulda.de für Interessierte zur Verfügung. Die Zugangsvoraussetzungen zum Projekt sowie mögliche Unterstützungsangebote können Interessierte ihm Rahmen eines Beratungsgesprächs erfragen.