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Die meisten Brutreviere hessenweit dank Kooperation von Landwirten mit dem LIFE-Projekt / Einschränkungen für die Bauern

Toni Weber (links) ist stolz auf den Artenreichtum seiner Fläche in den Grumbachwiesen. Deshalb unterstützt der Landwirt das Anliegen des Life-Teams (hier Projektmanager Elmar Herget), den Wachtelkönig uneingeschränkt brüten lässt. Foto: Sandra Limpert

Rhön ist Wachtelkönigreich

EHRENBERG, 02.09.2020 - Manche Rhöner Wiesen tragen noch immer „Corona-Mähne“ – nicht, weil die Landwirte nicht zum Schneiden gekommen wären, sondern weil sie Rücksicht nehmen auf einen kleinen Vogel, der sich dort zum Brüten niedergelassen hat: den auf der Roten Liste stehenden Wachtelkönig.

 

Von hessenweit 25 Brutrevieren befinden sich 10 bis 15 in der Rhön. „Daraus ergibt sich eine besondere Verantwortung unserer Region für diesen stark gefährdeten Bodenbrüter“, sagt Jonas Thielen, Sachgebietsleiter Naturschutz bei der hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön (BRR). Vor zwei Jahren hatte das LIFE-Team, damals unter Thielen als Projektmanager, sieben Brutreviere lokalisiert und die Wiesenbesitzer mit Verträgen dafür gewonnen, auf eine Mahd der betroffenen Flächen zu verzichten. Dass es seitdem zu einer Verdopplung der Reviere gekommen ist, zeigt die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen.

 

„Für die Landwirte hingegen ist es natürlich nicht einfach“, weiß auch der neue Projektmanager Elmar Herget. Weil der Zugvogel erst im Mai aus dem Süden zurückkehrt und daher die Zeit bis September für die Aufzucht seiner Jungen benötigt, darf die von ihm besiedelte Wiese nicht gemäht werden – und es kommt zum totalen Ernteausfall. Etwa 70 Hektar sind in diesem Sommer nach Auskunft von Herget im Landkreis Fulda stillgelegt worden. Um die Entschädigung der betroffenen ein Dutzend Landwirte im Landkreis Fulda kümmert sich der Fachdienst Natur und Landschaft, dem dafür Mittel der Oberen Naturschutzbehörde zur Verfügung stehen.

 

Durch die Stilllegung von fünf seiner insgesamt 18 Hektar Fläche fehlen Landwirt Toni Weber aus Reulbach 35 bis 40 Ballen Heu. Der Mutterkuhhalter hat deshalb die Zahl seiner Rinder reduziert und will zunächst seine Vorräte aus dem Vorjahr aufbrauchen. Auch bietet das LIFE-Team Unterstützung bei der Ersatzbeschaffung von Futter an, das infolge der drei zurückliegenden Dürresommer in vielen Betrieben knapp geworden ist. Doch nicht nur, weil er als Nebenerwerbslandwirt nicht existenziell auf die Ernte der stillgelegten Fläche angewiesen ist, freut er sich über den „königlichen Besuch“. „Wir wirtschaften schon immer ökologisch, weil ich ein Faible für Naturschutz habe“, sagt der Reulbacher. Vor zwei Jahren habe er sogar selbst einen Wachtelkönig gesehen – und sich gefragt, was denn das „für ein lahmer Vogel“ sei.

 

Der Wachtelkönig ist nicht der einzige Bodenbrüter, dem es auf Webers artenreicher Fläche in den Grumbachwiesen gefällt; auch eine Bekassine brütet dort. Aus Rücksicht auf die seltenen Tiere geht der Landwirt noch einen Schritt weiter als die Nutzungsbeschränkungen fordern: Gemeinsam mit seinem Schwiegersohn hat er die zwischenzeitlich zur Mahd freigegebenen Bereiche der Wiese mit Hilfe einer Mulchraupe mit angebautem Doppelmessermähwerk gemäht. „Dabei läuft man mit einer Fernsteuerung neben dem langsamen Gerät her, das sich rasch stoppen lässt, wenn man einen Vogel sieht“, beschreibt der Reulbacher. Da sich Wachtelkönige während der Aufzucht ihrer Jungen mausern, sind nicht nur die Kleinen, sondern auch die Alten nicht in der Lage, vor Gefahren am Boden in die Luft zu fliehen.

 

Aus wirtschaftlicher Sicht sei die Mulchraupe, die sich sein in der Landschaftspflege tätiger Schwiegersohn Lukas Kümmel extra für naturschonendes Arbeiten angeschafft habe, unrentabel, räumt Weber ein, „aber ich kann mir vorstellen, dass in besonders sensiblen Schutzgebieten bald nur noch solche Geräte zum Einsatz kommen.“ Ein weiterer Nachteil der späten Mahd ist die Zunahme der giftigen Herbstzeitlose. Damit diese nicht ins Futter gelangt, müssen die Pflanzen mühsam mit der Hand ausgestochen werden. „Wir wissen um die vielfältigen Einschränkungen durch die gesetzlichen Auflagen und danken den Landwirten ausdrücklich für ihre Hilfe beim Schutz des Wachtelkönigs“, betonen Thielen und Herget.

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